Martin Hesse — Der Fotograf
Am Sonntag, den 3. September 2000 um 17 Uhr eröffnet das Museum Hermann Hesse in Montagnola die letzte der diesjährigen Wechsel-Ausstellungen mit einer Würdigung des fotografischen Werkes Martin Hesses, des jüngsten Sohns des Schriftstellers.

Martin wurde 1911 in Gaienhofen geboren und wuchs dann zum Teil in einer Pflegefamilie, zum Teil bei seiner Mutter in Ascona auf.  Der Kontakt zum berühmten Vater war trotz der räumlichen Distanz regelmässig: man schrieb sich Briefe, man besuchte einander.  Martin zog, nachdem er in Thun eine Architekturlehre absolviert und kurze Zeit am Bauhaus in Dessau studiert hatte, nach Bern und machte das Fotografieren zu seinem Beruf.  In Bern, in Montagnola und auf verschiedenen Reisen hielt er mit sicherem Auge das Typische der Landschaft und der Städte fest.  Im Auftrag des Kantons war es zudem seine Aufgabe, die Kunstdenkmäler Berns zu fotografieren.  Von Hermann Hesse entstanden unzählige Portraitaufnahmen, die den Vater in unterschiedlichen Stimmungen, Altersstufen und Umgebungen zeigen.  Martin beging nach einer schweren Depression 1968 Selbstmord.

Im Museum Hermann Hesse ist nun dank der einzigen Tochter Sibylle Siegenthaler-Hessedas erste Mal eine Auswahl dieser Aufnahmen zu sehen.  Im Mittelpunkt stehen dabei die aussergewöhnlichen Bilder einer Reise nach Rom im Jahre 1964 und Fotografien des Vaters.  Durch Originalbriefe, die Martin und Hermann Hesse wechselten, ein Familienalbum, Briefe der Mutter und der Stiefmutter sowie durch persönliche Gegenstände, erhält der Besucher zudem einen Eindruck des Menschen und Künstlers Martin.  In ihrer Einführung berichtet Sibylle Siegenthaler über die enge und harmonische Beziehung zu ihrem Vater.  UtaWagner und Claudio Calafiore werden in deutscher und italienischer Sprache Briefauszüge sowie Gedichte und Prosa Hermann Hesses zum Thema Tessin lesen.  Uta Wagner, in Berlin ausgebildete Schauspielerin, lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Brüssel, wo sie sich sehr im literarischen Theater engagiert.  Claudio Calafiore, Schauspieler und Regisseur aus Modena, hat schon mehrfach mit grossem Erfolg bei den Lesungen mitgewirkt.  Für die musikalische Umrahmung sorgt der Cellist Frieder Berthold, ausgebildet in der Meisterklasse der Musikhochschule Köln sowie in verschiedenen Meisterkursen in den USA.  Er verwöhnt das Publikum mit Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Matthias Bonitz.  Anschliessend sind alle Besucher herzlich zu einem Aperitif eingeladen.

(Aus den Programmblättern des Hermann Hesse Museums, Montagnola, mit geringfügigen Änderungen, alle Angaben ohne Gewähr.  Hermann Hesse-Page http://hesse.projects.ucsb.edu/projects/hesse, August 30, 2000)