Zwischen Eigen-Sinn und Anpassung
Außenseitertum im Leben und Werk von Hermann
Hesse
Motto zum 10. Hermann-Hesse-Kolloquium, Calw, 1999
Fast alle Sympathieträger
in Hermann Hesses Werken sind Außenseiter, Menschen mit eigentümlichem
Stolz und unverwechselbarem Schicksal. Als Originale, Käuze und Sonderlinge
bringen sie Farbe in den Alltag. Sie revoltieren gegen Gleichschaltung,
Anpassung und Duckmäusertum und scheuen sich weder gegen den Strom
zu schwimmen, noch den oft hohen Preis dafür zu bezahlen. Der
Dichter versteht es, solche Mitmenschen auf eine Weise darzustellen, daß
wir in ihnen nicht etwas Fremdes sehen, sondern sie als das erkennen und
schätzen lernen, was sie sind: als unser Gegenstück und unsere
Ergänzung.
Die belebende Wirkung des Nonkonformismus für unsere Gesellschaft zum Ausdruck zu bringen, ist nicht nur ein Anliegen in Hesses Schriften, sondern kennzeichnet auch den Lebensweg ihres Autors. Sein Widerstand gegen Fremdbestimmung, weltanschauliche, religiöse und parteipolitische Bindung haben Hesse nicht nur während der beiden Weltkriege Anfeindungen und Schmähungen von allen Seiten eingetragen. Doch eben dieses konsequente Beharren auf solchem Eigen-Sinn, die Identität von Denken und Handeln macht die aktuelle Bedeutung Hesses für unzählige Menschen in aller Welt aus. Die Vorträge unseres Kolloquiums beleuchten dies am Beispiel der unterschiedlichsten werkgeschichtlichen und biographischen Facetten. Volker Michels
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