© January 23, 1997

"Hermann Hesse: Autor der Krisis"

(Hermann Hesse: Pilgrim of Crisis)

Ralph Freedman, Princeton

(Revised German Edition)

(Book cover - German translation)

Eine Biographie aus dem Amerikanischen von Ursula Michels-Wenz

Deutsche Ausgabe, in Kooperation mit dem Verfasser revidiert und überarbeitet

Umschlag: Willy Fleckhaus
Erste Auflage 1982, 539 pp.
© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1982
ISBN 3-518-02829-8

Titel der Originalausgabe: Hermann Hesse: Pilgrim of Crisis
Pantheon Books, New York, 1978


INHALT


"Er war verwandelt. Und weil er dieses Mal die richtige, die ewige Verwandlung erreicht hatte, weil er aus einem Halben ein Ganzes geworden war, konnte er sich von Stund an weiter verwandeln, so viel er wollte. Ständig der Zauberstrom des Werdens durch sein Blut, ewig hatte er Teil an der allstündlich entstehenden Schöpfung. Er wurde Reh, er wurde Fisch, er wurde Mensch und Schlange, Wolke und Vogel. In jeder Gestalt aber war er ganz, war ein Paar, hatte Mond und Sonne, hatte Mann und Weib in sich, floß als Zwillingsfluß durch die Länder, stand als Doppelgestirn am Himmel."
Hermann Hesse (Aus "Piktors Verwandlungen")


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Endlich ist sie da, die seit Jahren erwartete Schilderung der Lebensgeschichte Hermann Hesses und der Hintergründe, die sein Werk zu einem der meistgelesenen unseres Jahrhunderts gemacht haben. Als erste vollständige Biographie, die sich nicht allein auf Daten oder überwiegend werkbezogene Interpretation beschränkt, versteht sie sich als Einblick in den Menschen Hesse, der durch die Darstellung alle Schwierigkeiten seines Lebens bewältigt und und produktiv gemacht hat. Bei Hesse bilden Kunst und Leben ein Unzertrennliches, aber die Beziehung zwischen dem Dichter als einem Individuum und der Gestalt, die er als "Ich" in seinen Werken darstellt, ist, wie Freedman erklärt, sowohl "einfacher als auch komplexer, als man auf Anhieb glauben sollte. Einfacher, weil viele der biographischen Analogien derart verblüffend sind, daß man verführerisch leicht ihre Bedeutung für HessesRomane und Erzählungen zu erkennen meint; komplexer, weil wir durch eben diese Analogien so geblendet werden können, daß wir darüber ihre künstlerischen Transformationen ignorieren."

Freedmans Buch ist nichts weniger als eine Hagiographie. Ein gutes Jahrzehnt hat der Autor, Professor für vergleichende Literatur an der renommierten Princeton Universität, USA, dieser seiner detaillierten Rekonstruktion eines "Lebens der Krisis" gewidmet. "Ich beschloß," so Freedman, gebürtiger Hamburger, Jahrgang 1920, der 1939 nach England und ein Jahr später in die USA emigrieren mußte, "die Biographie von Hermann Hesse zu schreiben, als die Generation meiner Kinder - sowohl meiner leiblichen als auch der jungen Studenten, die ich unterrichtete - von den Wellen der Hesse-Begeisterung in den sechziger Jahren aufgerüttelt wurde ... Meine Zuwendung galt jedoch nicht den Erscheinungen einer besonderen literarischen Mode, sondern mehr dem Einfluß Hesses auf mehrere Generationen."

Nach den explosiven Renaissancen, die Hermann Hesse in den USA und Japan, in Südamerika und mittlerweile in Rußland erlebt, zeichnet sich seit einigen Jahren auch in Deutschland eine erneute Hesse-Welle ab. Das hat Gründe. Dieses Leben voller Widersprüche, die produktiv gemacht werden mußten, um nicht selbstzerstörerisch zu werden, öffnet sich nun dem betroffenen Leser und bestätigt einmal mehr die Beobachtung, daß Kunst nur selten dem Überfluß, meistens vielmehr aus Not und Bedrängnis entsteht.


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