Gisela
Kleine
"Ninon und Hermann Hesse: Leben als Dialog"
Sigmaringen: Thorbecke Verlag, 1984 (2. Auflage)
ISBN 3-7995-2019-8
War Hermann Hesse wirklich der Einsiedler von Montagnola? Diese
Doppelbiographie über ihn und Ninon Ausländer (1895-1966), mit
der er mehr als 35 Jahre zusammenlebte, zielt auf eine Korrektur und Vervollständigung
des bisherigen Hesse-Bildes vom Einspänner und Eremiten. Unter
dem Aspekt "Leben als Dialog" vermittelt sie eine neue Perspektive auf
Hermann Hesse und sein Werk.
Schon 1910 hatte Ninon als Schülerin mit Hesse Briefe gewechselt; im Sommer 1922 kam es zu einer ersten Begegnung, als sie, inzwischen mit dem namhaften Karikaturistcn B.F. Dolbin verheiratet, Hesse im Tessin besuchte. In der krisenhaften Zeit des "Steppenwolfesc" wurde sie ihm so unentbehrlich, daß Hesse 1931, wenn auch zunächst widerstrebend, mit ihr seine dritte Ehe einging, die erst mit seinem Tode 1962 endete. Wer war diese eigenwillige Frau, und wodurch ermöglichte sie Bestand und Dauer dieser spannungsreichen Beziehung, die Hesse von der Zerrissenheit der Krisis-Jahre bis zur Ausgewogenheit seines Spätwerks führte? Gisela Kleine ist dieser Frage nachgegangen und hat in philologisch sorgfältigem Quellenstudium erstmals den Nachlaß Ninon Hesses gesammelt und gesichtet und daraus eine fesselnde Ehebiographie gestaltet. Dabei ist es ihr gelungen, den jeweiligen zeitgeschichtlichen Hintergrund überzeugend sichtbar zu machen. Ninons Weg führte von Czernowitz über das völkervermischende
Wien des Ersten Weltkriegs, über Paris und Berlin in Hesses Tessiner
Dorf. Von Anfang an spürte sie den Widerspruch zwischen Hesses
Selbstdarstellung als Außenseiter und seinem Bedürfnis nach
Zugehörigkcit. Zum Schutz seiner dichterischen Arbeit war sie
bereit zu Selbstrücknahme und Verzicht. Doch immer vibrierte
in ihr die Unrast einer begabten Frau. Sie fürchtete ein Leben
aus zweiter Hand und nutzte ihre Ausbildung und Begabung zu Arbeiten über
Motivforschung und griechische Mythologie sowie zu Märcheneditionen.
Durch die Sammlung von Hesses Briefwerk, die Auswahl und Veröffentlichung
seiner nachgelassenen Prosa und ihre Edition
In der vorliegenden Publikation weist Gisela Kleine die lebens- und werkgeschichtliche Verflechtung bei Hermann Hesse ebenso überzeugend nach, wie seine Veränderung durch die dialogische Gemeinschaft mit Ninon. Achtung vor dem Dokumentarischen und psychologisches Einffühlungsvermögen zeichnen diese Darstellung aus. Sie bereichert als ein unentbehrliches Quellenwerk nicht nur den Literaturwissenschaftler, sondern aufgrund eines leserfreundlichen und prägnanten Stils auch jeden Hesse-Freund. Klappentext
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